Ethische Führung, Arbeitsplatzunsicherheit und soziale Dominanzorientierung: Eine Vignettenstudie
(2019)
Die kognitive Distanzierung von Arbeitsinhalten wahrend der arbeitsfreien Zeit (psychological detachment) stellt einen wichtigen Faktor für Erholung, Wohlbefinden und andauernde
Leistungsfähigkeit von Beschäftigten dar. Die Antezedenzien von mentalem Abschalten nach der Arbeit sind jedoch bisweilen nur unzureichend untersucht worden; dies gilt insbesondere für Variablen im unmittelbaren Arbeitsumfeld von Mitarbeitern. Was können Organisationen tun, um das mentale Abschalten ihrer Mitarbeiter in der Freizeit zu fordern? Basierend auf einer Kombination aus dem Stressor–Detachment Model und der Theorie der Ressourcenerhaltung gehen wir davon aus, dass Servant Leadership als Prädiktor von mentalem Abschalten nach der Arbeit betrachtet werden kann, welches sich wiederum positiv auf freiwilliges Arbeitsengagement (Organizational Citizenship Behavior), auswirkt. Die Hypothesen testen wir mittels Querschnittsdesign mit N = 121 Mitarbeitern eines Technologiekonzerns. Es werden Zeitintervalle zwischen den Erhebungszeitpunkten sowie Fremdbeurteilungen eingesetzt, um das Risiko von Methodenverzerrung zu minimieren. Die Ergebnisse eines Strukturgleichungsmodells zeigen hypothesenkonform, dass mentales Abschalten nach der Arbeit den Zusammenhang zwischen Servant Leadership und freiwilligem Arbeitsengagement teilweise mediiert. Implikationen für die Praxis und Ansatzpunkte für zukünftige Forschungsarbeiten werden diskutiert.
Für die Schattenseiten der Führungspersönlichkeit gibt es zahlreiche aktuelle Beispiele. Eine gute Systematisierung subklinischer Persönlichkeitszüge stammt von Paulhus und Williams, die den Begriff der dunklen Triade geprägt und damit einen wichtigen Anstoß für die wirtschaftspsychologische Forschung gegeben haben. Hier setzen wir an und skizzieren die zentralen Fragen, die unsere Monographie beantworten soll.
Psychologisches Kapital als Konzept der positiven Organisationspsychologie beschreibt individuelle Ressourcen, die ausschlaggebend sind für ausgeprägtes Leistungsverhalten und hohe Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Die positiven Konsequenzen dieses Konstrukts für Organisationen sind dank zahlreicher Untersuchungen bekannt. Weit weniger ist aber bekannt, wie diese psychologische Ressource und positive Interventionen, die sich eignen, um das psychologische Kapital von Mitarbeitern und Führungskräften zu stärken und damit ihre Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit zu fördern, gezielt im Coaching eingesetzt werden können.